Der Verein | Vereinshistorie

Die BSV in Kriegszeiten

Wie uns allen bekannt, begann 1939 der zweite Weltkrieg, der nicht nur einer immens großen Zahl von Menschen das Leben gekostet hat, sondern einer noch größeren Anzahl von Menschen die Heimat und die Existenz geraubt hat.

Als im Herbst 1939 die Umsiedlung der Baltendeutschen aus Estland und Lettland nach Posen erfolgte, umfasste der blühende deutsche Segelsport im Baltikum fünf Clubs, die über 8 teils sehr beachtlich bebaute und ausgerüstete Clubgrundstücke verfügten, sowie zusammen etwa 1500 Mitglieder und 350 Fahrzeuge aller Art aufzuweisen hatten. Es waren dies der Rigaer Yacht Club (RYC), der Libauer Yacht Club „Nord”, der Estländische See Yacht Club (ESYC), der Arensburger Yacht Club (AYC) und der Livländische Yacht Club (LYC).

Anlässlich dieser Umsiedlung nahmen der RYC unter Graf A. Keyserling und M. Wiesenberg und der ESYC unter Erik von Holst sofort miteinander und gemeinschaftlich mit dem Deutschen Segler-Verband Fühlung auf, um die baltischen Yachtclubs zu erhalten. Commodore Kurt Lietz vom Danzig-Zoppoter Yacht Club „Gode Wind” war es, der in seiner Eigenschaft als Gausegelwart Danzigs, sich überaus tatkräftig für die Sache einsetzte, die aus dem Baltikum eintreffenden Yachten unterbrachte und alle Schwierigkeiten zu meistern half.

Am 28. Januar 1940 schlossen sich in Gdingen (damals Gotenhafen) die Vertreter und Mitglieder der fünf baltischen Clubs zur Baltischen Segler-Vereinigung zusammen, die sich dann, ungeachtet der Kriegszeiten, schnell auf breiter Basis entwickelte und eine maßgebliche Stellung im ostdeutschen Segelsport einnahm.

Bald hatten sich 450 Mitglieder bei der BSV eingetragen und es wurden Abteilungen in Posen (mit über 125 Mitgliedern), Gnesen, Bromberg und Lodz (damals Litzmannstadt) eröffnet. Soweit es während des Krieges möglich war, wurden auch Regatten gesegelt, so auch die „Zoppoter Woche”, bei der die BSV in den von ihr beschickten Klassen sehr gut abschneiden konnte. Die Regattasegler beteiligten sich auch an den Wettfahrten in Königsberg und Pillau.

Der Verlust der Yachtflotte

Durch die sich überstürzenden Kriegsereignisse und da die Mitglieder des Vorstandes einberufen waren und weil der geschäftsführende Vicecommmodore Wiesenberg 1944 bereits Gotenhafen verlassen hatte, war die BSV praktisch ohne Leitung. Daher bildete Commodore Erik von Holst anlässlich eines kurzen Urlaubs in Gotenhafen, aus den Herren Sebulke, A. v. Sengbusch, A. Beyermann und K. Hausen, zu denen noch Herr Kuhtz hinzutrat, einen leitenden Ausschuss. Herr Kuhtz hat dann auch das Club-Silber, das Archiv und die wertvollsten Sachen in 9 Kisten verpackt, welche alsdann auf dem Marine-Schwimmkran „Weichselmünde” von Herrn A. v. Sengbusch wohlbehalten nach Schleswig-Holstein gebracht und bei einem Spediteur in Rendsburg eingelagert wurden. Die Kisten sind sodann vom Technischen Marinebetrieb Gotenhafen nach Kappeln angefordert und dann dort geöffnet, des Inhaltes beraubt bzw. vernichtet worden. Nur 34 große Pokale und Preise, die Photoalben des ESYC, sowie einige sonstige Gegenstände konnten zuletzt vom Vicecommodore G. Freymann erfasst und nach Hamburg geschafft werden. Die in dieser Angelegenheit durch die freundliche Vermittlung des Herrn Direktor E. Laeisz, des Vorsitzenden des technischen Ausschusses für Segeln im Hamburger Verband für Leibesübungen, der auch sonst den Vertretern der BSV mit seinem Rat beistand, veranlassten polizeilichen Ermittlungen führten, wie vorauszusehen, zu keinem Ergebnis.

Inzwischen waren die letzten unserer Mitglieder aus Gotenhafen Ende März 1945 mit einem Boot ohne Riemen herausgekommen. Durch Sprengung des Hafens und das Bombardement sind alle Yachten, bis auf „Avanti” und „Caramba” und die leicht beschädigte „Leonore” zerstört worden.

„Dat Rigische Wapent” (ex „Skeaf 111”), die größte Clubyacht der BSV (12 m R), die nach völliger Überholung und Neuausstattung von der Marine gechartert worden war, ist dann noch am 8.5.1945 in Greifswald gesichtet und kurz darauf am Haken eines sowjetischen Schleppers nach Osten abgeschleppt worden. Somit haben wir den Totalverlust unserer gesamten schönen Yachtflotte zu beklagen und auch unsere so erfolgreichen Eisyachten, die bis zuletzt in einem Keller völlig intakt lagen, gingen verloren.

Auch die finanzielle Lage der BSV war infolge des Todes von Vicecommodore Wiesenberg, der mit der „Wilhelm Gustloff” untergegangen war, und wahrscheinlich die Handakten bei sich hatte, völlig unklar, bis durch Herrn A. Nouvel in Lübeck ermittelt werden konnte, dass seitens der BSV bei der Deutschen Bank Obligationen der Danziger Werft und der Schichauwerft Danzig in Höhe von RM 8.000,- hinterlegt waren, gleichzeitig jedoch ein Debet von RM 1.047,98 zu Buch stand. Später wurde noch festgestellt, dass auf dem Postscheckkonto Danzig Nr. 3518 ein Guthaben von RM 422,92 bestand, wohingegen das Guthaben bei der Dresdner Bank bisher nicht ermittelt werden konnte. Die Vermögensangabe gemäß Gesetz Nr. 53 der Militärregierung ist dann bei der Reichsbank in Lübeck erfolgt.